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Mit euch an meiner Seite

9783426513149

Mit euch an meiner Seite
Fiona Higgins
Knaur Verlag
978-3-426-51314-9
9,99€

Sechs Frauen sitzen mit gemischten Gefühlen beim ersten Müttertreffen. Keine von ihnen will wirklich hier sein, aber noch wissen sie nicht, was sie füreinander werden und was für ein aufregendes Jahr sie alle miteinander erleben erleben werden.
Da ist zum ersten Ginie, Karrierefrau, die eigentlich noch gar nicht Mutter werden wollte. Made kommt aus Bali und muss sich, während sie zum ersten Mal Mutter sein muss, auch noch an ein neues Land gewöhnen. Dann sind da Suzie, alleinerziehende Mutter mit einem geheimnisvollen Lover und Miranda, die mit Suzie noch mehr teilen muss als nur die Erfahrung der ersten Mutterschaft. Dann gibt es noch Pippa, die schweigsame graue Maus der Gruppe. Und zum Schluss Cara, die alle irgendwie zusammen hält und der am Ende etwas passiert, dass ihr des Herz zerreißt und auch die Freundschaft, dieser so unterschiedlichen Frauen auf eine harte Probe stellt.

Ich bin sehr sehr lang um dieses Buch herumgeschlichen, weil es auf mich nicht besonders wirkte, weder das Cover, noch der Klappentext. Wie es überhaupt den Weg zu mir gefunden hat, weiß ich gar nicht mehr.
Der Schreibstil von Fiona Higgins ist sehr schlicht, eigentlich die perfekte Urlaubslektüre, wenn man nach diesem Kriterium geht. Mir hat er aber gerade deswegen nicht so viel Spaß gemacht.
Gefallen haben mir trotzdem auch ein paar Sachen, zum Beispiel, dass die Frauen wirklich so total verschieden waren und sich vielleicht auch gerade deswegen lieben gelernt und unterstützt haben. Denn eine Erfahrung teilen sie ja schließlich alle: sie sind zum ersten Mal Mutter geworden.
Ich bin auch sehr froh darüber, dass das Buch nicht als typische Unterhaltungsliteratur mit Happy End um die Ecke kommt. Wenn es gut ausgegangen wäre, hätte ich mit der ganzen Geschichte nichts anfangen können, weil ich einfach keine Mutter bin. Aber „dank“ eine tragischen Wendung in Caras Leben und das ihrer Familie wurde die Geschichte noch gerettet. Ich hoffe, dass nur wenige Mütter wirklich so einen Schicksalsschlag ertragen müssen wie Cara, ich war wirklich sehr gerührt.

Schlussendlich kann ich sagen, dass es mir inhaltlich überwiegend gefallen hat, obwohl mir anfangs diese frischegebackenen Mütter ganz schön auf den Keks gegangen sind. Aber ich kann das wahrscheinlich einfach (noch) nicht nachvollziehen. Sprachlich war es leider nicht besonders anspruchsvoll.
Trotzdem mein Fazit: lesenswert!

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Die sonderbare Buchhandlung des Mr Penumbra

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Die sonderbare Buchhandlung des Mr Penumbra
Robin Sloan
Blessing Verlag
978-3-89667-480-7
19,99€

Clay Jennon, von Beruf eigentlich Webdesigner, ist aufgrund der wirtschaftlichen Rezession arbeitslos. Auf der Suche nach Anstellung wandert er durch San Francisco und stößt auf die Buchhandlung von Mr Penumbra. Zufällig wird genau in dieser Buchhandlung eine Aushilfe gesucht und auf gut Glück betritt Clay das Ladengeschäft. Nach einem kurzen Gespräch mit Mr Penumbra höchstpersönlich („Was hoffst du in diesen Regalen zu finden?“ S.18) bekommt er den Job. Er ist für die Nachtschichten zuständig.
Clay merkt sehr schnell, dass mit der Buchhandlung etwas nicht stimmt, sie ist in der Tat sonderbar. Nicht nur die außergewöhnlichen Öffnungszeiten findet er seltsam, auch kommen fast nie Kunden in den Laden. In der Buchhlung stapeln sich die Bücher bis unter die Decke, aber nur ein kleiner Teil davon scheint für den Verkauf bestimmt. Der andere Teil ist aber auch heißbegehrt. Mitten in der Nacht kommen die Stammkunden von Mr Penumbra. Oftmals erscheinen sie völlig aufgelöst und verlangen dringend nach einem neuen Buch, bringen zum Tausch ein anderes, vorher ausgeliehenes wieder mit.
Trotz Mr Penumbras Verbot, sich die Bücher, die ausgeliehen werden, nicht anzusehen, kann Clay der Versuchung einfach nicht wiederstehen. Doch als er ein Leihbuch aufschlägt, versteht er kein Wort. Sie sind alle verschlüsselt. Clays Neugier ist so groß, dass er sich mit HIlfe moderner Technik und einer Freundin bei Google an die Arbeit macht, um die Verschlüsselung zu lösen. Er ahnt noch nicht, dass er sich in ein großes Abenteuer begibt: mehr und mehr verschlüsselte Codes, ein Ringen zwischen Technik und Althergebrachtem und einem geheimen Bund, der ebenfalls versucht, das Geheimnis der verschlüsselten Bücher zu lösen.

Ich habe so viele begeisterte Rezensionen zu diesem Buch gelesen, dass ich es unbedingt auch lesen musste! Aber ich muss leider sagen, dass ich diese Begeisterung nicht teilen kann.
Robin Sloan beschäftigt sich in diesem Buch mit einem sehr aktuellen Thema: dem Buch und seiner Digitalisierung. In diesem Roman stehen sich zwei riesengroße Gegensätze gegenüber. Sloan versucht, Technik und Buch zusammen zu bringen, was ihm meiner Meinung nach nicht gelingt. Mich hat die Übermacht von Google und digitalen Zugängen sehr beunruhigt. Im Realen ist es natürlich wahr, all das, was sie in diesem Buch mit Büchern machen, ist heute möglich.
Clay, der die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt, macht die geheime Gruppe um Mr Penumbra auch viel zu sehr zu einer Sekte, was ich sehr verstörend fand.
Für mich, die ich mich täglich mit der Digitalisierung von Büchern und die Verbreitung durch das Internet befasse, ist das Thema auch einfach schon ausgereizt.
Ich mochte allerdings die Vorstellung von Mr Penumbras Buchhandlung und den deckenhoch gelagerten Büchern; alt, verstaubt und wunderschön. Auch Sloans Schreibstil hat mir gefallen, dass war es auch,was mich am Buch gehalten hat. Sonst hätte ich es sehr bald schon aus der Hand gelegt.
Mein Fazit lautet, dass ich leider mit zu hohen Erwartungen an das Buch gegangen bin; mit romantisch verträumten Verstellungen von einer Welt voller alter Bücher.

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Journeyman

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Journeyman
Fabian Sixtus Körner
Ullstein extra Verlag
978-3-86493-014-0
14,99€

Fabian hat einen Plan – mehr oder weniger. Er macht sich auf den Weg um die Welt: als Wandergeselle. Ohne Geld um die Welt, für Kost und Logis arbeiten. Mit nur 255€ auf dem Konto setzt er sich in den Flieger nach Shanghai.

Er hat sich für sein Projekt als Wandergeselle vorgenommen in zwei Jahren auf jedem Kontinent gewesen zu sein. Sein Vorbild sind dabei die Gesellen aus dem Mittelalter. Damals sind ausgelernte junge Männer ausgezogen und gereist um zu lernen und Erfahrung zu sammeln. Fabian stützt sich dabei auf Kontakte von früheren Reisen, manchmal fliegt er auch einfach ins Blaue oder auf Empfehlung vom ehemaligen Arbeitgeber.
In seiner Heimat Deutschland hat Fabian Innenarchitektur studiert und unterwegs will er in diesem Feld neue Entdeckungen machen und sich „fortbilden“. Er arbeitet aber auch zum Beispiel als Fotograf oder Graphiker oder Festival-Veranstalter oder…

Journeyman weeckt die Reiselust; manchmal weniger aber meistens mehr. Fabian erzählt mit Witz aber auch Gefühl von seiner Reise, seinen Eindrücken, seinen Gedanken und Erlebnissen. Es ist sehr sehr spannend und er schafft es auch, dass der Leser ein Bild von der ihm unbekannten Welt schaffen kann.
Bei mir wurde wieder einmal das Reisefieber geweckt, und genau das hatte ich mir von dem Buch erhofft! Fabian Sixtus Körner hat eine Art zu reisen gezeigt, die ein bisschen ist wie Work&Travel nur anders.
Es ist ein Buch für alle jungen Frauen und Männer, die noch diese Welt entdecken wollen.

Mehr über Fabians Reise in seinem Buch oder hier: www.fabsn.com

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Die Landkarte der Liebe

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Die Landkarte der Liebe
Lucy Clarke
Piper Verlag
ISBN 978-3-492-30085-89,99€

„Die meisten Menschen verreisen aus zwei Gründen: Sie suchen etwas, oder sie fliehen vor etwas. Für mich gilt beides.“ – Mia

Katie ist am Boden zerstört. Ihre kleine Schwester Mia wird tot am Grunde der balinesischen Klippen gefunden. Die Polizei geht von Selbstmort aus.
Mia und ihr bester Freund Finn haben sich kurzentschlossen auf die Reise gemacht: San Francisco, Australien, Neuseeland… Mia war schon immer leichtfüßig und spontan, Katie fagegen eher vernünftig und genau getimt.
Als Katie von der Polizei erfährt, was mit Mia passiert ist, kann sie es nicht glauben. Mia würde sich nie selbst umbringen! Außerdem lag doch Bali gar nicht auf ihrer Route. In Mias Rucksack, der ein paar Wochen nach der Unglücksmeldung bei Katie ankommt, findet sie deren Reisetagebuch. Schon bald ist ihr klar, wenn sie herausfinden will, was wirklich mit Mai passiert ist, muss sie sich selbst auf die Reise machen. Sie nimmt das Tagebuch, Mias Ruchsack und lässt ihren Verlobten, die Hochzeitsvorbereitungen und ihren Job in London zurück und steigt in eine Flugzeug nach San Francisco.

Welche Person steht einer Frau näher, als irgendjemand anderes? Richtig, ihre Schwester (insofern sie eine hat). Jeder, der Geschwister hat, wir mir hier zustimmen: so gern man sie ab und an auf den Mond befördern möchte, es gibt niemanden, der einen besser kennt und mit dem man enger verbunden ist, als mit dem eigenen Geschwisterkind.
Der Roman von Lucy Clarke dreht sich genau um dieses Thema. Mia und Katie sind grundsätzlich verschieden, aber als Kinder unzertrennlich.
Als sie älter werden entferenn sie sich voneinander. Die Mutter der Schwester stirbt, einen Vater gibt es nicht mehr, und Katie glaubt nun, Veatnwrotung für Mia übernehmen zu müssen, obwohl beide längst erwachsen sein. Sie ist von dem plötzlichen Plan ihrer Schwester, eine große Reise machen zu wollen, total überrumpelt. Ihr fällt es schwer, sie einfach ziehen zu lassen. Doch Mia hat ihre eigenen Pläne, will an den Ort, wo ihr Vater lebt und wissen, warum er sie alle verlassen hat.
Katie macht sich auf genau die selbe Reise und lernt dabei ihre Schwester neu kennen und auch sich selbst. Durch Mias Tagebuch kann sie direkt aus der Seele ihrer Schwester lesen und lernt Dinge, die ihr über Liebe, Sehnsucht und Vertrauen selbst noch völlig fremd waren.

Die Landkarte der Liebe ist Lucy Clarkes erster Roman. Sie konnte mich von Thema und Sprache sofort für sich einnehmen. Ich habe sowohl alles über die Thematik „Schwester-sein“ ausgesogen, sowie auch ihre Reisebeschreibungen unendlich genossen. Die Geschichte ist so schön und herznah, sie geht einfach unter die Haut.
Ich finde es immer auch sehr interessant, wie Autoren darstellen, wenn  Personen sterben, die den Protagonisten nahe stehen. Lucy Clarke hat es sehr echt und authentisch geschafft, Katies Gefühlschaos nach Mias Tod zu beschreiben.
Mein einziger Kritikpunkt betrifft Covergestaltung und Titel. Der deutsche Titel lässt einfach nicht durchblicken, dass es eine Geschichte über Schwestern ist. Das Buch sieht äußerlich auch viel zu kitschig aus, deswegen hatte ich lange keine Ambitionen, es zu lesen.
Und zum Abschluss noch eine Sache: Die Autorin hat mein Reisefieber geweckt! Dank ihres Romans bilden sich inm einem Kopf so langsam Pläne für meine eigene „große Reise“.
Insgesamt muss ich sagen, war es ein sehr schöner Roman zum Träumen, aber auch zum nachdenken. Nachdem ich das Buch zugeklappt hatte, musste ich meienr Schwester erst einmal eine SMS schreiben, wie lieb ich sie habe. Mir ist klar geworden, dass man seine Zeit genießen muss und das Leben zu klurz für Streit ist.

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Nachtprinzessin

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Nachtprinzessin
Sabine Thiesler
Heyne Verlag
978-3-453-26632-2
9,99€

Die Nachtprinzessin ist erfolgreich im Job, hat genug Geld und sieht zudem auch noch gut aus und hat äußerst charmante Umgangsformen. Sie weiß über diese Veranlagung, und auch darum, dass ihr die Männer aufgrund dessen Vertrauen schenken. Doch genau das ist ihr Todeurteil.Kaltblütig mordet die Nachtprinzessin und ihre grausame Spur zieht sich bis in die italienische Toskana. Dort lernt sie den jungen Gianni kennen, in den sie sich unsterblich verliebt. Sie muss ihn besitzen. Bis zum Ende.

Mein erstes Buch von Sabine Thiesler war Der Kindersammler. Von diesem Thriller war ich wirklich beeindruckt und gefesselt. Nun hatte ich mir von der Nachtprinzessin ein ähnliches Leseerlebnis erhofft.
Der Rücken- und Klappentext haben auch wirklich meine Neugier geweckt. Leider war das Buch aber eine große Enttäuschung.
Die Nachtprinzessin heißt eigentlich Matthias und ist ein gutaussehender und höflicher Mann in den Vierzigern. Er war schon verheiratet und hat einen mittlerweile erwachsenen Sohn. Seine Leidenschaft gilt aber keinesfalls Frauen, sondern jungen Männern.
Beim Lesen hatte ich das Gefühl, Matthias hat keinen greifabren Charakter, er war so unantastbar für mich. Und das, obwohl sehr große Teile des Buches aus seiner Perspektive verfasst sind. Vielleicht entspricht das einfach auch seinem Wesen, aber für mich war es ungemein ärgerlich, dass ich nicht nachvollziehen konnte, warum er die Männer, die er liebt und besitzen will, umbringen muss. Ich fand seine Person einfach nicht explizit erklärt und wiedererkennbar. Die Autorin macht zwar deutlich, woher seine sexuellen Neigungen kommen, aber warum muss er töten? Das ist nicht genau herausgekommen.
Matthias pendelt zwischen Italien und Deutschland unf macht einen Fehler nach dem anderen. Er fühlt sich allem und jedem überlegen, dabei ist klar, dass er durch den Unsinn, den er veranstaltet, sowieso überführt wird.
Bis Seite 550 (von 592!) habe ich gehofft, dass es irgendwie, ganz raffiniert, noch zu einem spektakulären Ende kommt, aber als die Polizei Matthias dann einfach ganz nebenbei aufgabelt, war ich mehr als enttäuscht.
Sabine Thiesler arbeitet mit sehr häufigen Perspektivenwechseln. Si bekommt jede Figur, auch jene, die nur von geringster Bedeutung sind eine Stimme im Buch. Die Kapitel sind sehr kurz, zwischen drei und zehn Seiten, und es kommen fast alle Personen, die es im Buch gibt, selber zu Wort. Bei jedem Kapitelbeginn muss man erst mal überlgen, um wen es gerade geht.
Insgesamt hat mich das buch nicht begeistert oder gefesselt. Es hat einen spannenden Plot und eine interessante Aufmachung, aber es steckt nicht viel mehr dahinter. Das ist sehr schade, weil ich so große Hoffnungen in das Buch gelegt habe.

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Grace & Josephine – Eingeschneit

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Grace & Josephine – Eingeschneit
Nadine Dela
Bestellbar bei Amazon: hier!

„Grace, du bist ich und ich bin du, verstehst du, was ich meine?“

Die beste Freundin im Internet finden? Und dann soll es auch gleich noch die Seelenverwandte sein? Das ist eigentlich gar nicht möglich.
Zum Glück müssen sich  Grace und Josephine das nicht von ihren Liebsten sagen lassen.
Beiden ist nämlich genau das passiert. Durch Zufall stößt die eine auf die Internetseite der anderen und findet sich in ihr wieder, sie lernen sich kennen und lieben. Sie haben das Gefühl ihre Seelenverwandte gefunden zu haben – und das alles übers Internet. Und sie erfahren die volle Unterstützung ihrer Familien. Um sicher zu sein, dass sie füreinander das sind, was sie fühlen, wollen sich Grace und Jo an einem Dezemberwochenende in New York treffen.
Doch dann verspätet sich Grace‘ Flugzeug wegen einem Schneesturm und Josephines Zug bleibt aus dem gleichen Grund einfach mitten auf der Strecke stehen. Das sich nicht die einzigen Steine, die den beiden in den Weg gelegt werden, aber sie kommen trotz allem wohlbehalten in  New York an und machen sich auf den Weg zum Time Square, wo sie sich das erste Mal endlich gegenüber stehen werden.

Der Indie-Roman von Nadine Dela beschäftigt sich mit Freundschaft, vor allem mit der Art Freundschaft, bei der man sich blind versteht und alles so gut zusammen passt, dass man sich ohne Scham alles anvertrauen kann.
Grace und Jo haben wirklich außergewöhnlich viele Gemeinsamkeiten, aber es stellt sich heraus, dass Grace der stärkere Charakter ist. Josephine ist sehr sensibel und bei rollen auch oft die Tränen; ein bisschen zu oft für 116 Seiten, finde ich.
Nadine Dela hat einen guten Schreibstil und ich wollte immer wissen, wie es weitergeht und habe das ganze Buch auch an einem Abend verschlungen. Und trotz der Kürze gibt es in der Geschichte ganz viele tolle, aber auch überwältigende Überraschungsmomente.
Sie bezieht sich auch auf eine Thematik, die mir persönlich sehr am Herzen liegt. Als Grace und Jo durch New York schlendern, tun sie oft den Armen und Fremden Gutes, was äußerst menschlich ist und von einer Gütigkeit der Protaginistinnen zeugt, die es heutzutage nicht mehr sehr häufig gibt.
Im Großen und Ganzen ist es ein gelungenes Debüt. Der kurze Roman ist ein Buch für die Vorwihnachtszeit, ein Einstimmung auf den Winter – ein leichter Roman, der glücklich macht.
Grace & Josephine – Eingeschneit ist der erste Teil einer Reihe und ich bin schon gespannt, wie es mit den beiden weitergeht. 

Mehr zur Autorin hier
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Wir in drei Worten

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Wir in drei Worten
Mhairi McFarlane
Knaur Taschenbuch
978-3-426-51453-5
9,99€

„Ich liebe dich.“, sagte ich.
„Wirklich?“
„Absolut.“
„Mein Gott, ich fasse es nicht.“

Ben und Rachel. Zu Unizeiten gab es sie nur im Doppelpack. Sie haben zusammen ihren eigenen kleinen Kosmos gehabt, in den niemand von außen eindringen konnte. Niemals hätte Rachel geacht, dass sich das irgendwann einmal ändern würde.
Doch in der Nacht vor ihrem Abschlussball geschieht etwas, was beide ziemlich überrascht und sie dermaßen überrollt, dass es zu Missverständnissen und Peinlichkeiten kommt, die Rachel und Ben auseinanderbringen.
Denn genau dieses Geheimnis ihrer letzten Nacht an der Uni sorgt dafür, dass sie sich aus den Augen verlieren.

Zehn Jahre später –
Rachel hat nach 13 Jahren Beziehung ihre Verlobung mit Rhys platzen lassen. Sie wohnt als Untermieterin bei einer Bekannten ihrer Freundin und arbeitet seit ihrem Abschluss an der Jounalistenschule als Gerichtsreporterin in Manchester.
Ben ist verheiratet und auf dem besten Weg ein richtiger Anwalt zu werden. Er hat mit seiner Frau ein Haus in Manchaster gekauft unf nun versuchen sie in der Stadt anzuknüpfen, wobei ihnen Simon, bens Vorgesetzter helfen soll.
Nicht ganz zufällig treffen Rachel und Ben sich wieder. Zum Verdruss von Bens Frau Olivia und Simon, der sich insgeheim zu Rachel hingezogen fühlt, stellt sich zwischen den beiden schnell wieder das Gefühl alter Vertrautheit ein. Auch für Rachel bedeutet das neues Gefühlschaos, gerade nach der Trannung von Rhys. Doch sie hat Ben nie ganz vergessen können, nachdem, was an der Uni passiert ist und wie es zwischen ihnen auseinander gegangen ist. Dass Ben und sie sich jetzt öfter sehen, verstärkt Rachels Gefühle, die sie während ihrer letzten Beziehung immer im Hinterkopf verschlossen hat.
Auch Ben werden seine unterdrückten Gefühle wieder bewusst, aber er ist nicht gewillt, sein Leben und seine Ehe aufs Spiel zu setzen, für etwas, was schon vor zehn Jahren für ihn unerreichbar war.
Ben und Rachel sehen sich immer öfter, bis Ben zurück nach London muss, Olivia hinterher um seine Beziehung zu retten…

Mhairi McFarlane hat eine wundervolle Art so eine Liebesgeschichte zu schreiben. Mit so viel Homur, aber auch Aufregung rechnet man in Frauenromanen selten.
Durch Rachel hat sie eine Protagonistin erschaffen, die zwar etwas naiv ist, aber deren Gefühle so stark und die die Welt mit so viel Witz ansieht, dass sie einzigartig ist. Man kann gar nicht anders, als sich in sie zu verlieben!
Rachel erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht. Die Dialoge, vor allem mit ihr als Gesprächspartnerin sind witzig und einfallsreich.
Zwischen Rachel und Ben besteht ein Band, dass auch nach zehn Jahren noch so stark ist, dass sie sich sofort wieder blind verstehen. Das merkt man als Leser sogleich.
Der Aufbau des Buches ist auch sehr gut durchdacht. Es gibt einen Prolog, in dem Rachel und Ben als Studenten vorgestellt werden. Dann folgen in unregelmäßigen Abständen Kapitel aus der Gegenwart und aus der Vergangenheit, die aber keine Verwirrung zulassen. Stück für Stück kommt der Leser dem Geheimnis näher, bis er es wirklich unbedingt wissen will. Und die Szene, die diese verhängnisvolle Nacht beschreibt, kommt auf keinen Fall zu früh oder zu spät!
Das Buch ist so erfrischend und kurzweilig, aber auch aufregend und mitreißend. Obwohl ich vorher einige Bedenken hatte, betreffs des Titels mit dem es so oft verglichen wird („Zwei an einem Tag“), muss ich sagen, es ähnelt sich wenn überhaupt nur in der Grundthematik (Freundschaft zur Studienzeit…). „Wir in drei Worten“ ist ein wunderbar leichtes Buch. Da es McFarlanes Debüt ist, hoffe ich, dass es bald noch mehr Lesestoff von ihr gibt, bei dem man so schön mitfühlen kann!

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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

9783492963671

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
Joel Dicker
Piper Verlag
978-3-492-05600-7
22,99€ (HC)

„Das letzte Kapitel eines Buches, Marcus, muss immer das Schönste sein.“

2008. Die Kleinstadt Aurora an der Ostküste der USA hält den Atem an. Im Garten des zurückgezogen lebenden Schriftstellers Harry Quebert wird die seit dreiunddreißig Jahren vermisste 15jährige Nola Kellergan aufgefunden – tot. Und sofort steht natürlich Harry unter Mordverdacht.
Was ist damals vor so vielen Jahren passiert?
Marcus Goldman macht sich auf die Suche nach Harrys Geschichte. Denn Harry hat dem jungen Schriftsteller alles über das Schreiben beigebracht, er war sein Mentor. Marcus und Harry stehen sich sehr nahe, für Marcus ist der Schriftsteller der einzige Freund, der ihm wirklich etwas bedeutet. Das wird ihm vor allem bewusst, als er nach dem grandiosen Erfolg seines ersten Buches in einer Schreibblockade landet. Er hat Harry in der Zeit seines größten Ruhmes sträflich vernachlässigt. Als Marcus dann noch von dem Leichenfund in Harrys Garten hört, macht er sich sofort auf den Weg nach Aurora.
Was er dort ent- und aufdeckt ist im ersten Moment so unglaublich, wie aufwühlend. Harry der zu Zeit von Noals Verschwinden Anfang Dreißig war, hatte eine Liebesbeziehung zu der 15jährigen. Als das an die Öffentlichkeit gelangt, ist es in Aurora mit dem Ansehen des Schriftstellers dahin, der Verdacht gegen ihn verhärtet sich.
Auch Marcus ist erst skeptisch gegenüber dieser Geschichte.  Nach vielen Gesprächen mit Harry kommt er schließlich zu den Schluss, dass es wirklich eine wahre unerschüttleriche aber verbotene Liebe zwischen den beiden gegeben haben muss. Harry und Nola wollten sogar zusammen durchbrennen um irgendwo mit ihrer Liebe leben zu können.
Am Abend des 30. August 1975 waren sie in einem Motel verabredet um zu verschwinden. Doch Nola tauch nicht auf. Der nächste Morgen bringt dann Ernüchterung, nola hat ihn nicht versetzt, sie ist Verschwunden. Er kann nicht glauben, dass sie einfach von ihm gegangen ist, er kann sich nicht erklären, was mit Nola passiert ist. Er beschließt auf sie zu warten.
Nur was ist an diesem 30. August wirklich geschehen? Marcus Goldman will Harrys Unschuld unbedingt beweisen und beginnt in der Vergangenheit zu stöbern. Nicht alles, was er erfährt und ans Tageslicht befördert, macht ihn in der kleinen Stadt zu einem beliebten Gast. Ihm werden immer wieder Steine in den Weg gelegt. Seine Ermittlungen gehen in alle denkbaren Richtungen, Marcus lässt (fast) keinen Gedankengang unbedacht. Wer aber will verhindern, dass er etwas über Nolas Verschwinden in Erfahrung bringt?
Marcus schafft es schließlich alle Hindernisse zu überwinden, dank Harry und seinem Glauben an ihn und beider Leidenschaft für das Boxen.
Die Wahrheit über Harry, Nola und die Bewohner Auroras ist überraschend und erschreckend zugleich und ganz anders, als man es vielleicht versucht, anzunehmen. Und auch Harry birgt noch ein tiefes fast unverzeihliches Geheimnis.

Joel Dicker hat einen Roman geschrieben, der einen an das Unmögliche glauben lässt. Es ist eine Komposition, eine Dichtung über das Schreiben, über Wahrheit, ein Kriminalroman und eine Geschichte über die Liebe und den unglaublichen Mut und Zusammenhalt zweier Männer.
Der Autor hat eine so dichte Geschichte komponiert, dass man abwchselnd meint, mit drin zu stecken oder dass die ganze Handlung wirklich geschehen ist.
Trotz der großen Seitenzahl (unglaublichen 719!!!) möchte man das Buch einfach nicht weglegen, man fiebert jedem Kaiptel entgegen.
Die unglaubliche Masse an Charakteren wirkt keinesfalls verwirrend. Jede der Figuren ist ganz klar personalisiert und hebt sich unverwechselbar von den anderen ab. Ich finde es toll, wie ähnlich Harry und Marcus sich sind und doch jeder sein ganz eigener Mensch ist, niemals ein Abklatsch des anderen. Auch Nola ist eine so vielschichtige Person, die sich nur schwer in Worte fassen lässt, wenn man das Geheimnis um sie noch ein bisschen wahren möchte.
Die Geheimnisse, die Marcus währen seiner Recherche zutage fördert, sind auf jeden Fall total überraschend – man muss ab und zu tief Luft holen, um alles zu verarbeiten –  aber niemals unglaubwürdig.
Auch sprachlich ist das Buch eine Wucht! Eine einfache und klare Sprache und doch so poetisch. Joel Dicker hat seine 31 Kapitel abwärts nummeriert, von der Unkenntnis zu Wahrheit. Zu Beginn eines Kapitel steht immer ein kurzer Abriss aus Marcus Lernphase bei Harry als Schriftsteller. Unter diesem Abriss ergibt sich dann auch thematisch das Kapitel. Die Handlung wird größtenteils von Marcus und Harry erzählt, aber auch viele der anderen Personen kommen ab und an zu Wort; eine Geschichte aus vielen Perspektiven.
Die Erzählung springt in keinerlei Ordnung durch die verschiedenen Zeiten in der die Geschichte spielt. Aber vor allem durch Marcus schafft es Joel Dicker, den Leser direkt an den Gefühlen des Protagonisten teilhaben zu lassen.

Ich habe selben bei einem Buch so viel mitgelitten, gehofft, geliebt, verstanden, wie bei diesem Roman. Und ich muss sagen, es steht ja mittlerweile wirklich viel Mist auf den Bestsellerlisten, aber dieses Buch hat seinen Platz und den Hype drumherum wirklich verdient. Es ist nicht an einem Moment langweilig, man sehnt die Aufklärung mit Spannung und Neugier herbei, ebenso, wie man will, dass es nie endet.
Der Glauben an die Liebe und an das Gute im Menschen wird geheilt und zerstört während der Lektüre, aber sie weckt die Lust darauf, seinen Weg so zu gehen, wie man das selber will, ohne Diskussion und reinreden – und die Lust auf’s Leben.

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Auf die Freundschaft!

Das ist meine erste Rezension, die ich auf Anfrage schreibe. Vor ein Wochen bekam ich eine überraschende E-Mail von Annika, in der sie mich fragte, ob ich ihren Debütroman rezensieren möchte. Natürlich habe ich sofort zugesagt und ich habe es nicht bereut…

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Annika Bühnemann
Auf die Freundschaft!
9781490425115
CreateSpace Independent Publishing Platform
7,99€
Das E-Book könnt ihr bestellen!

Claudia ist geschockt: Sie erwischt ihren Mann Ken in seinem Büro bei einem Schäferstündchen mit der Assistentin. Und das nun schon zum zweiten Mal!
Sie hat genug und packt ihre Sachen, um mit ihrem fünfzehnjährigen Sohn Mike wieder nach Deutschland zu gehen.
Ken und Claudia hatten sich vor siebzehn Jahren in Deutschland das Ja-Wort gegeben und sind danach in seine Heimat gegangen um dort zu leben.
Als Claudia und Mike am Flughafen ankommen, werden sie von einer Gruppe Frauen begrüßt: Maria, Karin und Hannah. Das sind Claudias beste Freundinnen, mit deren Unterstützung sie sich ein neues Leben aufbauen will.
Das funktioniert auch ziemlich gut, Hannah und Karin haben sich um eine kleine aber feine Wohnung für die beiden gekümmert, in die sie sofort einziehen können. Claudia findet schnell eine Stelle als Sekretärin an Mikes neuer Schule.
Dort geraten dann ihre Gefühle das erste Mal durcheinander. Schon beim Vorstellungsgespräch fällt ihr auf, wie attraktiv der Schulleiter Lutz Wantisek ist, der sie auch offensichtlich anflirtet. Nach einem Theaterbesuch beginnen sie eine Affäre. Bei Lutz fühlt sich Claudia geborgen, kann sich gut unterhalten und fängt an, hoffend in die Zukunft zu schauen.
Als Claudia nach einem Wellnesswochenende mit ihren Freundinnen nach Hause kommt findet sie nicht nur Mike in ihrer Wohnung vor sondern auch Ken. Sofort ist eine alte Anziehungskraft wieder da, doch sie entschließt sich gegen ihre Gefühle anzukämpfen. Sie erzählt Ken von ihrer „Beziehung“ mit Lutz, doch Ken bleibt hartnäckig, bringt ihr ständig Blumen mit, lässt sich nach Deutschland versetzen und sucht sich sogar eine Wohnung um bei seiner Familie zu bleiben. Claudia ist von ihren Gefühlen irritiert und beginnt, an ihrer Beziehung mit Lutz zu zweifeln.
Zu Ablenkung lädt Hannah die Frauen-Clique zu einem Beusch im Theater ein, der in einem Desaster endet. Eine Reihe hinter ihnen sitzt nämlich Lutz mit seiner Frau. Claudia ist verletzt und wütend und hat einen schweren Verkehrsunfall. Ken kümmert sich rührend um sie und um Mike. Sie künfigt ihren Job in der Schule.
So langsam beginnen Claudia und Ken sich wieder näherzukommen, bis es offziell wird: Claudia und Lutz sind Geschichte, Ken bekommt seine zweite Chance!
Zuerst ist alles wunderschön und Claudia hat die rosarote Brille auf. Sie zieht mit Ken zusammen und werden wieder eine Familie.
Ken arbeitet viel und Claudia versucht neues Vertrauen aufzubauen. Doch als er an einem Wochenende zu einem Geschäftstermin fahren will, fliegt alles auf. Sein angeblicher Zug verunglückt, doch als Claudia in erreichen will, weiß er gar nichts von einem Zugunglück. Es stellt sich heraus, dass er in die ganz andere Richtung gefahren ist, um bei einer Frau zu sein.
Die Mädels wollen Rache. Also denken sie sich einen ausgefuchsten Plan aus, um Ken „seine Männlichkeit zu nehmen“. Sie stellen ihn als schwul dar, doch am Ende läuft die ganze Aktion ziemlich aus dem Ruder…

Annika Bühnemanns Roman hat mich gleicht überzeugt. Ich mag die spannende Handlung, die vielen Dinge, die Claudia mehr oder weniger zufällig passieren und die unterschiedlichen Charaktere der Freundinnen, die eine existentielle Rolle für Claudia spielen.
„Auf die Freundschaft!“ ist ein tolles Buch für den Urlaub, es amüsiert und zaubert einem ein Lächeln auf das Gesicht. Auch sprachlich ist es prägnant, kurz und einfallsreich geschrieben. Die Protaginsten sind allesamt authentisch und man kann sich als Leser wirklich gut vorstellen, dass einem das alles selbst mal passieren könnte.
Im Sommer 2014 soll es einen neuen Roman geben und der ist gleich nach dem Auslesen des Buches auf meiner Wunschliste gelandet.

Annika Bühnemann, geboren 1987, hat in Oldenburg und Durham International Business studiert und arbeitet in einem internationalen Unternehmen als Merketeer. Bereits in der Grundschule nahm sie sich fest vor, später Autorin zu werden und erfüllte diesen Wunsch 2013. Mit ihrem mann und ihrem Pudel wohnt sie in Brake in der Wesermarsch.

Mehr zu Annika Bühnemann findet ihr hier!

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Commissario Guido Brunetti

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Donna Leon
Venezianische Scharade
The Anonymous Venetian
978-3-257-22990-5
Diogenes Verlag
1996
10,90 €
Kriminalroman
Verlagsseite

Die gebürtige Amerikanerin Donna Leon, heute 71 Jahre alt, studierte in New Jersey, Siena und Perugia. Nach ihrem Studium arbeitet sie als Reiseleiterin in Rom, als Werbetexterin in London und soäter als Lehrerin an amerikanischen Schulen in der Schweiz, im Iran und in Saudi-Arabien. Seit 1981 lebt Donna Leon in Venedig, wo auch ihre weltweit bekannten Brunetti-Romane ihren Schauplatz haben. Die Romane erscheinen jährlich seit 1992 und nicht auf italienisch, damit die Italiener keine Anstoß an ihrer Kritik nehmen und sie ganz unvoreingenommen behandeln.
Donna Leon spricht in ihren Romanen immer aktuelle Themen an, wie Behördenbestechung, Umweltskandale oder kriminelle international Machenschaften.

Hauptprotagonist ist Guido Brunetti. Der melancholische Commissario leidet unter der Ungerechtigkeit in der Welt und vor allem darunter, dass er sie als Polizist nicht beseitigen kann. Seine ganz Wonne sind seine Frau Paola und seine Kinder Raffaele und Chiara.
Paola lehrt an einer Universität Literatur und ist eine sehr intelligente Frau. Sie unterstützt ihren Mann auch bei seinen aktuellen Fällen, hört ihm zu und liefert ihm Denkanstöße. Sie stammt aus einer der ältesten Venezianischen Familien, im Gegensatz zu Brunetti selbst.
Raffaele und Chiara haben einen gesunden Enthusiasmus und sind grundsätzlich gegen jede Art von Gewalt und Kriminalität.
Es gibt noch zwei weitere wichtige Hauptcharaktere in Donna Leons Geschichten. Zum einen Brunettis engsten Kollgen Sergente Vianello. Und zum anderen der eitle und stets aufs äußeres Ansehen bedacht Vice-Questore Patta. Er ist die komische Figur des Romane, Brunettis unbedarfter Vorgesetzter, dem die öffentliche Meinung wichtiger ist, als die ehrliche Aufklärung eines Kriminalsfalls. Abgesehen davon könnte er wahrscheinlich selbst kaum einen Fall lösen.
Dieses Jahr erscheint der zweiundzwanzigste Fall von Guido Brunetti im Diogenes Verlag.

 Ich habe schon als kleines Mädchen von vielleicht 10 oder zwölf Jahren mit meinem blinden Opa Hörspiele von Brunetti gehört und war ziemlich begeistert. Jetzt habe ich mir vorgenommen, sie alle noch einmal zu lesen, in Hörspielen wird ja manchmal auch etwas wegelassen. Das schöne daran ist, dass ich vor allem bei den ersten sieben Teilen während des Lesens die Stimmen von den Kasetten im Ohr hab. Und die waren immer sehr authentisch und mir sehr symphatisch.

 Ich habe gerade Bunettis dritten Fall zu Ende gelesen.
Er beginnt mitten in der glühenden Sommerhitze. Guido Brunetti wollte eigentlich mit seiner Familie in die Berge fahren um Urlaub zu machen, doch das muss warten. Denn auf dem Festland in Mestre wird eine Männerleiche in Fraunekleidern gefunden und in der zuständigen Polizeistation fehlt es an Personal um in dem Fall zu ermitteln. Also muss Brunetti, natürlich von Patta auserkoren, diesen Fall in seine Hände nehmen.
Der tote Mann wird in der Nähe eines bekannten Straßenstrichs aufgefunden, wodurch zu allererst der Anschein entsteht,dass er ein Transvestit gewesen sein muss. Die ersten Vermutungen werden dahingehend gestellt, dass er womöglich von einem unzufriedenen Freier ermordet wurde.
Doch als Brunetti genauer hinsieht, bemerkt er, dass man vielleicht nicht allzu schnell urteilen sollte. Dieser brisante Fall nimmt nun gehörige Ausmaße an, die bis in die höhere öffentliche Schicht gehen.
An der Spitze steht der Rechtsanwalt Santomauro und die „uneigennützige Vereinigung“ Lega della Moralitá. Diese Vereinigung soll gesundheitlich beeinträchtigte und finanziell schlechter gestellte Menschen unterstützen. So besitzt die Vereinung eine Reihe von Wohnungen, die sie durch Überprüfung der bedürftigkeit an ebendiese Menschen vermieten sollen. Und dahinter verbirgt sich die Lösung des Falles.
Der tote Transvestit ist gar kein Transvestit, er war Leonardo Mascari, der Chef der Bank, auf die die Mieter ihre Miete überweisen mussten. Sein Vize Ravanello und Santomauro hatte einen Kriminellen engagiert, der zusätzlich eine zweite Miete eintrieb, in bar. Es geht also um eine ausgeklügelte Steuerhinterziehung und von den Millionen Lire, die zusätzlich als Miete eingetrieben wurden bekam jeder der drei etwas ab, Santomauro, Ravanello und der Kleinkriminellen Malfatti.
Als Mascari rausbekommt, dass etwas mit den Mietkonten nicht stimmt, musste er beseitigt werden.
Brunetti ist klar, dass Santomauro der Kopf dieser krimnellen Machenschaften ist, doch es gibt keinerlei Beweise gegen ihn. Und Patta gibt sich selbstverständlich mit Malfatti als Täter zufrieden, denn dann hat er schließlich jemanden, den er vorzeigen kann und der schon eine dicke Akte bei der venezianischen Polizei hat.
Am Abend nach der Festnahme von Malfatti kehrt Brunetti niedergeschalgen in seine leere Wohnung zurück und ist mal wieder von seiner Arbeit und von der Ungerechtigkeit in seinem Land todunglücklich.
Doch am nächsten Tag taucht der Schuhverkäufer aus dem Urlaub aus, der Santomauro die Schuhe des toten verkauft hat. Damit ist er überführt. Santomauro jedoch bestreitet die Hauptbeteligung an dem Mord und schiebt die ganze Idee der Steuerhinterziehung auf Mascari und den mittlerweile ebenfalls ermordeten Ravanello. Er wird auf freien Fuß gesetzt.
Brunetti ist unbefridiegt, kann aber endlich zu seiner Familie in den Urlaub fahren. Kurz nachdem er zu Hause ankommt, steht aber Paola mit den Kindern in der Tür und Chiara verkündet sie hat Masern und mussten deshalb nach Hause fahren.